Unendliche Weiten

16.9.2015

Die finnische Partnerstadt von Puchheim breitet sich auf 2000 Quadratkilometern aus. Sie besticht durch ihre Landschaft, alte Gutshöfe und den Markt

Puchheim - Es liegt daran, dass Finnland immer ein dünn besiedeltes Land war. Wenn die Bauern etwas brauchten, ein neues Pferd oder Nägel, sich amüsieren oder den neuesten Klatsch hören wollten oder auf Brautschau waren, gingen sie von ihren Weilern und Einödhöfen auf den Markt in der nächsten Stadt. Für Touristen, die Salo an der Südküste Finnlands besuchen, die Partnerstadt von Puchheim, ist der Marktplatz darum eine der Hauptattraktionen. Dort kann man einkaufen und speisen, und auf einer Bühne treten Musiker oder Schauspieler auf. Den ganzen Tag herrscht auf dem Marktplatz Trubel, berichtet Ingeborg Keil vom Deutsch-Finnischen Club Puchheim, der die Städtepartnerschaft mit Leben füllt.

Die Stadt besteht aus vielen kleinen bunten Häusern, viele davon aus Holz, dazu einigen neuen Siedlungen und größeren modernen Bauten. An Sehenswürdigkeiten hat Salo ein altes Rathaus aus Holz, eine Kirche und eine Bibliothek zu bieten. Man kann am Fluss entlang wandern und sich in einem Restaurationsschiff bewirten lassen. Dazu gibt es ein ansehnliches Kunstmuseum in einem alten Lokschuppen und ein großes Einkaufszentrum mit Restaurants. Die Klassiker für den bildungsbürgerlich orientierten Reisenden, ein Schloss oder einen Dom, hat Salo nicht zu bieten. „Dafür aber unendlich viel Landschaft", sagt Manfred Paulus, der Vorsitzende des Clubs.

Die Sehenswürdigkeiten der Kommune lassen sich nicht in einem Rundgang erkunden. Man braucht ein Auto. Denn Salo umfasst eine Fläche von über 2000 Quadratkilometern und ist damit größer als der Vatikan oder Monaco und etwas kleiner als die großherzogliche Steueroase Luxemburg. Puchheim mit gerade einmal zwölf Quadratkilometern ist dagegen ein Zwerg, der schon im Meer der Fjorde von Salo, die mehr als 100 Quadratkilometer umfassen, verschwinden würde. Auf dieser Fläche liegt ein Nationalpark und eine wunderschöne Schärenlandschaft. Dort liegt auch der kleine Weiler Särkisalo, dessen Einwohner zum Teil schwedisch sprechen, mit einer Holzkirche anno 1760, sowie einem Grabhügel aus der Eisenzeit. In dem Dorf Muurla an der Straße zwischen Helsinki und Turku hat eine Glasfabrik ihren Sitz, die in Skandinavien berühmt ist für ihre Vasen, Lampen und Kerzenhalter und ein elegantes Design.

In dem Dorf Perniö steht ein alter Gutshof, ein sogenannter Kartano. Das waren von Adligen errichtete Landsitze, die fast autark wirtschafteten. Sehr beeindruckend findet Keil die alten Möbel, die Kleider und das Geschirr. Ein anderer Gutshof, der von Wiurila, ist das bedeutendste historische Monument der Gegend. Die Anlage stammt aus dem 19. Jahrhundert, ist aus Stein gebaut und das Herrenhaus innen holzvertäfelt. Wiurila gilt als einer der elegantesten Country Clubs des Landes, man spielt dort Golf, reitet oder besucht das Kutschenmuseum.

Auf dem Rückweg sollte man aufmerksam sein. Häufig verirren sich Rentiere auf die Straße. Sie glotzen neugierig auf die Autos, bevor sie den Weg wieder freigeben, ganz gemächlich.

               

Zum Einkaufen gehen die Bewohner von Salo auf den Marktplatz. Darüber hinaus gibt es keine klassischen touristischen Anreize. Aber schöne Kirchen hat die finnische Partnerstadt von Puchheim.                           Fotos: Privat/OH

                                                                                                         PETER BIERL

(Ein Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 16.9.2015: Aus der SZ-Serie: SEHENSWERTE PARTNERSTÄDTE: Folge 22: Salo)