Lapplandreise im Winter

1.3. - 11.3.2014

Mehr oder weniger ausgeschlafen traf sich eine Gruppe von elf DFClern am 1.März 2014 zu fast noch nachtschlafener Zeit am Flughafen München, um nach Helsinki zu fliegen. Die Ankunft war ziemlich pünktlich und wir staunten vom Flugzeug aus über die weißen Flächen rund um Helsinki. Meer und Seen waren gefroren, aber Schnee gab es keinen.

In Helsinki zerstreute sich das Grüppchen ziemlich schnell, denn jeder wollte die paar Stunden bis zum Weiterflug ausnützen, um seine Lieblingsplätze oder was Neues in Helsinki (wieder)zu entdecken. Dann ging's gegen Abend weiter mit den anderen, die aus der Limburger und Frankfurter Umgebung dazu stießen. Ziemlich spät kamen wir in Kuusamo an, das uns ja schon von unserer dritten Finnlandreise bekannt war. Ein Bus wartete auf uns und gegen Mitternacht erreichten wir Salla, das etwa hundert Kilometer nördlich vom Polarkreis liegt, ziemlich müde und erschöpft. Verwunderlich fanden wir, dass es gar nicht richtig kalt war. Nachdem wir unsere mökki, unsere komfortablen Hütten, bezogen hatten, gab es tatsächlich im Kühlschrank noch etwas zu essen und zu trinken für uns.

Nach einem guten und ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen wurde die Umgebung erforscht. Wir wanderten bis zu der Station, von wo dann auch die Hunde- und Rentierschlittenfahrten losgingen. Zwar gab es hier doch einigermaßen Schnee, aber die mitgebrachten ganz warmen Wintersachen brauchten wir auch bis zum Schluss nicht. Leider gab es nachts nie freien Himmel, obwohl tags hie und da die Sonne durchkam, sodass wir kein Nordlicht zu Gesicht bekamen. Nur unser Hotel leuchtete allabendlich in Nordlichtfarben.

Die kommenden Tage verbrachten die einzelnen ganz unterschiedlich. Einige machten Abfahrtslauf, die Piste war nicht von schlechten Eltern! Wer meinte, richtig Alpin-Ski gäbe es in Finnland nicht, der wurde eines Besseren belehrt. Andere bevölkerten die Langlaufpisten und wieder andere wanderten einfach, wobei letzteres nicht ganz einfach war, denn gespurte Wanderwege gibt es zu wenige. Dennoch wurden wir immer mit  der wunderschönen Landschaft und interessanten Ausblicken belohnt. Dass ein Lokal, das eigentlich geöffnet sein sollte, doch geschlossen hatte, machten wir dadurch wett, dass wir eigenen Proviant mitnahmen und so unabhängig waren. Außerdem gab es noch andere Möglichkeiten, am Nachmittag zu einem Imbiss oder einem Kaffee zu kommen. Dabei lernten wir auch den Unterschied zwischen einer „normalen“ Holzhütte und einer aus „kelo“. Kelo ist das Holz, das als abgestorbener Baum lange in der Landschaft steht und dann erst verarbeitet wird.

 Besondere Höhepunkte waren die Schlittenfahrten. Die Hundeschlittenfahrten waren zwar sehr teuer, aber wenn man bedenkt, dass pro Schlitten sechs Huskys gebraucht werden, dass die Hunde täglich ausgeführt, trainiert und versorgt werden müssen und sie ja nur im Winter „Geld verdienen“, dann versteht man den Preis. Bis alle Tiere (etwa einhundert) angeschirrt waren, verging ganz ordentlich Zeit. Die Tiere machten einen Höllenspektakel, es war, als ob jeder einzelne Hund lautstark verkünden wollte, nur ja nicht vergessen zu werden. Als sie dann endlich alle lossausen durften, spürte man förmlich ihre Begeisterung. Ähnlich, aber viel ruhiger, ging es mit den Rentieren zu. Die meisten hatten ja gerade ihre Geweihe verloren und sahen dadurch nicht ganz so schmuck aus. Aber es war auch ein Erlebnis, mit ihnen gemütlich durch die Winterlandschaft zu fahren.

Zwischendurch wurden die jungen Rentiere mit getrockneten Birkenzweigen gefüttert, dann gab es einen Fotostopp mit dem schönsten, weißen Rentier mit vollem Kopfschmuck, und schließlich konnten wir uns in einer „kota“, einer Lapplandhütte, die oben im Dach eine Öffnung hat, damit der Rauch des offenen Feuers abziehen kann, wieder aufwärmen bei gegrillten Würstchen und Kaffee, der über dem Feuer gebrüht wurde. Außerdem erfuhren wir noch allerhand Wissenswertes über die Rentiere. Einige von uns machten auch bei einer Motorschlittensafari mit und kamen ganz begeistert wieder zurück.

Mit lokalen Speisen wurden wir verwöhnt. Im dazugehörigen Hotel gab es abends Lachs, Rentiergulasch, Rentiergeschnetzeltes, Fisch und dazu natürlich Kartoffeln in unterschiedlichster Form, Gemüse aus heimischem Anbau (Karotten, Steckrüben) und Wintersalate. Dazu jedes Mal einen leckeren Nachtisch. Es fehlte uns wirklich an nichts.

In jeder Hütte war eine Sauna, die wir natürlich eifrig benützten. Handtücher konnte man bequem anschließend in die Waschmaschine stecken und dann in den Trockenschrank.

Am letzten Abend zauberte einer aus der anderen Gruppe für uns. Insgesamt verging die Woche sehr schnell, zu schnell. Retour ging's wieder mit dem Bus in aller Herrgottsfrühe. Nachts hatte es geregnet und dann gegen Morgen geschneit, sodass etwa zehn Zentimeter Neuschnee lagen. Für den Bus kein Problem, denn man fährt ja hier mit Spikes. Richtung Kuusamo lag noch weniger Schnee als in Salla und so stellten wir nachträglich noch fest, dass es richtig war, die hundert Kilometer nördlicher das Quartier zu nehmen.

Zurück in Helsinki genossen wir alle individuell nochmals einen halben und fast einen ganzen Tag in der Stadt. Verwundert hat uns, dass alle Lokale brechend voll waren und man kaum einen Platz irgendwo ergattern konnte. Aber es war ja naisten päivä, Weltfrauentag. Der wird in Finnland ordentlich gefeiert. In den Geschäften bekommen die Frauen Rosen geschenkt, es gibt spezielle Sonderangebote und ... man geht zum Essen.

Mit Köstlichkeiten aller Art vollgepackt ging es dann am Abend mit dem Flugzeug nach Hause. Ein bisschen Wehmut war wohl bei allen dabei, denn es war eine schöne, gemütliche und ereignisreiche Woche.

Übrigens: Zehn Tage später sank das Thermometer in Lappland auf minus 37 °C!!

                                                                                                                                           Ingeborg Keil