● (33)  Das pure Glück wohnt in Finnland!?

26. April 2018

Für die Aktion „Puchheim liest ein Buch“ hat Nicola Bräunling von der Buchhandlung Bräunling „Glückskind“ von Steven Uhly ausgewählt. Zu diesem Buch und dem Thema Glück finden in Puchheim zwischen Mitte März und Mitte Mai zahlreiche Veranstaltungen statt. Auch der Deutsch-Finnische Club beteiligte sich am 26.04.2018 an der Aktion. Im gut gefüllten Saal der Alten Schule in Puchheim-Ort stellten wir die naheliegende Frage: Was hat eigentlich Finnland mit Glück zu tun?

Der World Happiness Report der UN gibt eine ganz einfache Antwort auf diese Frage: Finnland steht dort auf Platz 1, wohingegen es Deutschland nur auf Platz 15 geschafft hat. Wieso die Finnen das glücklichste Volk der Welt sind, versuchten zunächst Ulla Williams, gebürtige Finnin, und Marion Strencioch in einem kurzen Gespräch zu klären. Ulla Williams stellte zunächst fest, dass die Finnen über ihren ersten Platz im Weltglücksbericht besonders glücklich sind, weil sie nun endlich einmal auf einem Gebiet den ewigen Rivalen Norwegen geschlagen haben. Diesem Scherz mit einem Fünkchen Wahrheit folgten die eigentlichen Gründe: Zum einen ist da die traumhaft schöne finnische Landschaft mit ihrem unsagbar weiten Himmel zu nennen. Zum anderen herrscht in Finnland ein Gefühl von großer Sicherheit, weil das soziale Netz dicht gewebt ist und der Unterschied zwischen arm und reich weit wesentlich geringer ist als in Deutschland. Und vor allem ist das Leben in Finnland weit weniger hektisch und getrieben als in Deutschland. Beim Sport beweisen die Finnen, dass sie nicht die mürrischen, wortkargen Menschen sind, als die man sie sich oft vorstellt. Mit kreativen Sportarten wie Matschfußball (bei dem der Batz kniehoch steht), Handy- und Gummistiefelweitwurf, Frauentragen und Luftgitarrespielen beweisen sie, dass sie jede Menge Humor haben. Die Bedeutung von Familie und Freunden, der in Steven Uhlys „Glückskind“ eine zentrale Rolle zukommt, stellte Williams auch für Finnland heraus. Doch schränkte sie ein, dass durch den zunehmenden Zuzug in die Städte auch die Vereinsamung wächst. Schließlich gab es eine ganz eindeutige Antwort auf die Frage, mit welchen Büchern man Kinder in Finnland glücklich macht: die Mumins!

 

 

Marion Strencioch und
Ulla Williams

 

 

                                                                            Vera Zingsem                                                                       

Das führte zum Hauptteil des Abends. Mit einem Zitat von Demokrit, demzufolge mutiges Handeln zum Glück führt, begrüßte Ulrike Wörner die Referentin Vera Zingsem. Die Tübinger Theologin, Autorin und Tanztherapeutin Zingsem hielt einen überaus kurzweiligen, unterhaltsamen und mitreißenden Vortag über Tove Jansson und ihr Hauptwerk, die Mumins. Die lustigen und friedliebenden weißen Trolle, deren Aussehen an Nilpferde erinnert, hatte die finnische Autorin als Gegenentwurf zu der kriegsgeschädigten Gesellschaft nach dem 2. Weltkrieg geschaffen. Anhand zahlreicher Beispiele erklärte Zingsem, wie die Mumins in vollkommener Toleranz die Marotten und Macken jedes einzelnen Wesens akzeptieren und wie sie gutgelaunt mit überraschenden Ideen, verblüffenden Einfällen und allem voran mit unerschütterlichem Optimismus für jedes Problem eine Lösung finden. Doch die Geschichten enthalten auch philosophische Gedanken, etwa wenn ein Mumin mitten im Winter aus seinem Winterschlaf erwacht und sich daraufhin in einer ihm völlig fremden Welt zurechtfinden muss. Ausnahmslos alle Besucher lauschten Zingsems Ausführungen gebannt, lachten häufig und strahlten mit jeder Episode mehr.

Zum Abschluss des Abends wurden noch Getränke gereicht und suomalaisia onnenkeksejä (finnische Glückskekse). So waren die selbstgebackenen Plätzchen in Form der Mumins tituliert worden.

Beim Nachhausegehen war allen Besuchern klar: Das pure Glück wohnt vielleicht nicht in Finnland, jedoch ganz, ganz sicher bei den Mumins!

                                                                                                                                                         Marion Strencioch