● (27) Vortrag „Jugendstil in Finnland – das Goldene Zeitalter"                               von Anne Mischke-Jüngst M.A

19.01.2017

Den Auftakt der Veranstaltungsreihe des Deutsch-Finnischen Clubs im Jubiläumsjahr 2017 machte ein Vortrag mit Lichtbildern über die spezielle Ausprägung des finnischen Jugendstils, den an sich nur wenige in Finnland vermuten.

Der Vortrag fand statt im Max Reinhardt-Saal des Puchheimer Kulturcentrums PUC. Dieser Saal war mit 70 Stühlen ausgestattet.Zur erfreulichen Überraschung Aller reichten die Plätze aber nicht aus, so dass noch weitere 20 Stühle aufgestellt werden mussten. Das große Interesse motiviert die Verantwortlichen.

Zu Ihrem Vortrag schreibt die Kunsthistorikerin und Referentin des Abends, Anne Mischke-Jüngst M.A.:

„Jugendstil und Finnland – passen der Stil und das Land überhaupt zusammen? Passt die dekorativ schwungvolle Linienkunst, die insbesondere den Jugendstil auszeichnet, zu dem vermeintlich ernsten, schwermütigen, melancholischen Charakter der Finnen? Offensichtlich ja! Man findet sie auch in Finnland, diese typische Variante des Jugendstils, aber nicht nur. Finnland ist ein vorzügliches Beispiel dafür, wie facettenreich der Jugendstil ist. Fast jedes Land hat seinen individuellen Ausdruck für diese Stilrichtung gefunden, die sich von ca. 1895 bis 1914 in weiten Teilen Europas ausgebreitet hat. In allen beteiligten Ländern wollte sich die künstlerische Avantgarde endlich von den überkommenden Stilen der Vergangenheit lösen und eine Kunst schaffen, die neu, zeitgemäß, antihistorisch und antitraditionell sein sollte. Der Jugendstil ist für Finnland eine künstlerische Blütezeit wie selten zuvor in der Geschichte des Landes. Maler wie Akseli Gallen-Kallela, Ville Vallgren, Magnus Enckell, Architekten wie Eliel Saarinen, Hermann Gesellius, Armas Lindgren sind Kosmopoliten, die in ihrer Kunst aber trotzdem einen eigenen nationalen Weg gehen. Sie verschmelzen die Tendenzen der neuen internationalen Kunst mit den künstlerischen Traditionen ihres Landes. Die Künstler beziehen ihre Anregungen häufig aus dem finnischen Volksepos „Kalevala“. Landschaft, Mythologie und Volkskunst werden bisweilen „nationalromantisch“ verklärt. Wie um 1900 international verbreitet, steht das Gesamtkunstwerk auch für die finnische Kunst der Jahrhundertwende im Mittelpunkt. Architektur, Möbel, Textilien, Keramik, Glas, Bucheinbände, aber auch Gemälde und Skulpturen spiegeln die neuen Tendenzen der Zeit wider. Und gleichsam werden auch die Literatur und die Musik von der künstlerischen Neubelebung erfasst. Herausragend in Europa um 1900 ist die Architektur des Landes, die sich auszeichnet durch landestypische Materialien wie Granit und Holz und ebenso durch ursprüngliche Elemente der finnischen Kultur.“

           

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