Jugendchor Diskantti auf Konzertreise in Puchheim
9. – 16.10.2009
Der Jugendchor Diskantti der Kirchengemeinde Salo verbrachte eine Woche Herbstferien in Salos süddeutscher Partnerstadt Puchheim und Umgebung. Gastgeber war die evangelisch-lutherische Gemeinde Puchheim. Während der Reise trat der Chor sowohl in Puchheim als auch in München auf. Dabei waren 35 Sängerinnen sowie Kantorin Kaisa , Pfarrerin Marika und Pianistin Terhi.
Bei der Abreise machte die Unterbringung in Gastfamilien den Chormitgliedern zunächst ziemlich zu schaffen. Die Reiseleiterinnen Kaisa und Marika mußten immer wieder nervöse Fragen beantworten wie: „Müssen wir wirklich…Geht es nicht anders?“ Am Ende der Reise flossen reichlich Tränen bei genau demselben Thema: die wunderbaren Gastfamilien waren das Beste an der ganzen Reise, warum mußte man sie nur so bald wieder verlassen! So wurde auf dieser Reise eines der wichtigsten Ziele der Jugendreisen überhaupt erreicht: gute und auf Dauer angelegte Freundschaften wurden geschlossen, Adressen und Telefonnummern ausgetauscht, Wiedersehen eingeplant. Zum Glück gibt es heute Facebook - da kann man sich, wenn man will, täglich treffen!
Der erste Tag bestand aus Anreise, Unterbringung bei den Familien und einem gemeinsamen Abend mit den neuen Familien in der Kirchengemeinde. Puchheim wurde uns in Wort und Bild vorgestellt, wir stellten Salo vor und sangen, natürlich. Unsere afrikanischen Lieder mit all den Tänzen haben große Begeisterung hervorgerufen.
Am zweiten Tag schauten wir uns München an. Zuerst machten wir uns beim Weißwurstessen mit der lokalen Eßkultur vertraut. Eine interessante Erfahrung! Anschließend besichtigten wir katholische Kirchen, die im Vergleich mit der Schlichtheit der ev.-lut Kirchen viel Bestaunen und Bewunderung hervorriefen. Die jungen Menschen bekamen dabei einen Schnellkurs über die katholische, orthodoxe und lutherische Kirche, über Luther und die Reformation. Die Theorie des Religionsunterrichts wurde durch eigene Erfahrungen konkretisiert. Gemeinsam stellten wir fest, daß in vielen katholischen Kirchen der Papst und die Jungfrau Maria dem Anschein nach höher und wichtiger wirkten als Jesus. Als Freizeit angesagt war, freute sich die Jugend sehr, endlich shoppen zu dürfen. Am Abend probten wir noch einmal.
Der dritte Reisetag war der Sonntag mit einem Gottestdienst in Puchheim. Die kleine und anheimelnde Kirche war voll. Wir sangen auf deutsch, englisch, finnisch und spanisch, und die Zuhörer haben wunderbar mitgemacht. Sie applaudierten heftig und beteiligten sich beim letzten Lied sogar selbst am Singen und Tanzen. Auch der Pfarrer tanzte in seinem schwarzen Talar mit. Der kulturelle Unterschied war deutlich zu spüren – solche Spontaneität kann man sich kaum bei einem Gottesdienst in Salo oder Finnland vorstellen. Die Deutschen sagten aber, daß auch sie normalerweise in der Kirche nicht so viel Spaß hätten, wir hätten die Stimmung mit unserem fröhlichen Programm hervorgezaubert. Unsere Pfarrerin Marika predigte beim Gottesdienst toll auf deutsch! Den Nachmittag verbrachten die Chormitglieder bei ihren Familien: Kegeln, Tierpark, Museen, Kunstausstellungen, Konzerte, Stadtrundgänge usw. wurden angeboten.
Am Montag war Neuschwanstein unser Ziel, das Schloß, das uns durch Disney vertraut ist! Wir reisten per Bahn und erfreuten (oder erschreckten) die Mitreisenden mit Gesang. Das Schloß und die Alpen waren unbeschreiblich schön! Leider hatten wir den Regen und die Kälte aus Finnland in das bis dahin sommerliche Deutschland mitgebracht. Etwas naß und frierend, aber guten Mutes schauten wir Ludwigs Schloß an und stellten fest, daß er schon ein größenwahnsinniger König gewesen sei. Am Abend trafen wir die Puchheimer Jugend und sangen mit dem Gospelchor.
Am Dienstag stellten wir Salo in Puchheimer Schulen vor, zeigten Bilder und erzählten über Finnland. Kimi Räikkönen , Lordi, Sibelius, der Weihnachtsmann und andere prominente Finnen wurden vorgestellt und selbstverständlich auch die Natur. Das finnische Schulsystem und vor allem die Pisa-Tests waren von Interesse. In Deutschland wird das finnische Schulsystem bewundert, und man fragt sich, warum die Finnen in internationalen Tests so gut abschneiden. Als wir über das Schulsystem in Süddeutschland informiert wurden, haben wir uns gar nicht mehr gewundert, daß die Deutschen in den Tests nicht so gut abschneiden. Es war, als wären wir in das Finnland der 50er Jahre mit seinen Volksschulen zurückgekehrt. In Deutschland gehen die Kinder mit sechs Jahren in die Schule, werden aber schon mit zehn in gute und schlechte eingeteilt. Die Guten kommen in die direkte Schullaufbahn, die zur Uni führt, die Schlechten sind in hoffnungsloser Lage mit wenigen Möglichkeiten, weiterzukommen. Und: wer kann Zehnjährige beurteilen, wer weiß, wer wirklich schlecht und wer gut ist? Unsere eigene Gemeinschaftsschule haben wir nun doch ziemlich gut gefunden! Am Dienstagabend gaben wir noch als Gäste der finnischen Kirchengemeinde in München ein Konzert, der Gastgeber war der vor allem den Leuten aus Perniö bekannte Miika Rosendahl. Auch hier war die Stimmung sehr gut und die Kirche war akustisch so toll, daß wir uns ärgerten, keine Aufnahmegeräte dabei zu haben.
Am Mittwoch trafen wir die Puchheimer Bürgermeister, redeten über Schulen, Partnerstadtthemen, zukünftigen Jugendaustausch und Studiermöglichkeiten in München. Am Nachmittag kauften einige in München ein, andere besuchten das unglaublich gute Schokoladengeschäft in Puchheim. Am Abend schauten wir im Jugendhaus das Fußballspiel Deutschland – Finnland an. Wir freuten uns über unentschieden, die Puchheimer wunderten sich dagegen sehr.
Am letzten ganzen Reisetag machten wir eine Rundfahrt in München, sahen ein feines Schloß, das Olympiagelände sowie diverse Kirchen und bekamen einen Überblick über die Stadt. Am Abend fand unser Konzert in der Puchheimer ev.-lut. Kirche statt, die wieder voll besetzt war. Das Konzert war ein voller Erfolg. Wir sangen in vielen Sprachen, hatten für die finnischen Texte deutsche Übersetzungen, zu afrikanischen und spanischen Liedern bewegten wir uns, und wieder tanzte und sang das Publikum mit. Die Stimmung war großartig! Den Abend verbrachten wir beim Essen und Reden und Singen mit unseren neuen deutschen Freunden.
Am Freitag verabschiedeten wir uns von unseren Gastgeberinnen und Gastgebern. Die Reise war wirklich gelungen. Einen Teil der neuen Bekannten treffen wir vielleicht nächsten Sommer oder Herbst in Salo. Am besten werden die Reiseeindrücke durch direkte Zitate der jungen Leute auf dem Heimweg vermittelt:
„Die Reise war ganz große klasse! Die Unterbringung in Familien war eine tolle Gelegenheit, eigene Sprachkenntnisse einzusetzen und gleichzeitig den deutschen Familienalltag kennenzulernen. Die Familie nahm mich sehr herzlich auf und gab mir ein heimeliges Gefühl. Das Programm war eng, aber gut geplant, und wir haben viel gesehen. Ich habe gelernt, wie weit die eigenen Sprachkenntnisse reichen, und sicher auch vieles mehr. Als Ganzes war die Reise ganz unglaublich toll!“
„Die Reise war herrlich! Unsere Familie war die beste! Schlecht ist nur, daß man die Leute schon verlassen mußte. Aber zum Glück sehen wir uns wieder!“
„Herrliche Reise! Danke! Es war so schön, aufzutreten, da das Publikum ganz dabei war, mitsang, tanzte und klatschte. Die Familie war wunderbar. Ich habe schon jetzt Sehnsucht, zum Glück sehen wir uns wieder. Das Wetter war ab und zu nicht optimal, aber das hat nicht gestört. Danke!“
„Ich fand, dass die deutschen Familien irgendwie mehr Nähe im Umgang miteinander zeigten als die finnischen, und das hat mir gefallen! Meine Familie war viel wunderbarer als ich mir vor der Reise hätte träumen können. Am besten war die Zeit mit der Familie und Freunden, ich habe viel über die deutsche Kultur gelernt. Ich will wirklich nach München und Puchheim zurückkommen.“
„Die Reise war mit einem Wort SUPER! Deutschland war ein interessantes Land und die Deutschen unglaublich nett und gastfreundlich. Und unsere eigene Gruppe war klasse. Die Familie war sehr nett, und es war schön, die Nächte bei Familien und nicht in Hotels oder Jugendherbergen zu verbringen. Es wäre schön gewesen, noch mehr Zeit mit der Familie zu haben und echtes deutsches Familienleben zu erfahren. Das Wochenprogramm war gut, mit tollen Sehenswürdigkeiten usw. Aber man hätte mehr Freizeit haben können. Ich habe das Gefühl, daß ich viel über Deutschland und die Sprache gelernt habe, was ein großes Plus war. Am besten waren sicher die Konzerte, weil das deutsche Publikum einfach DAS BESTE war!“
„Ganz großartig! Die Familie war wirklich wunderbar und fragte immer nach, ob alles in Ordnung war. Echt fürsorglich! Es war auch schön, alles Mögliche mit der Familie zu unternehmen. Das Essen schmeckte, die Kirchen und andere Sehenswürdigkeiten waren sehr schön. Und die Aufführungen waren echt großartig, das Publikum ganz und gar herrlich! Ich werde Deutschland vermissen, aber es ist auch schön, wieder nach Hause zu fahren.“