Großer Kreuzfahrtschiff-Auftrag von Carnival an die Meyer-Werft in Turku

16.4.2015

Zwei von vier Kreuzfahrtschiffen, die die britische Reederei Carnival bestellte, werden auf der Meyer-Werft in Turku in Südfinnland gebaut. Der Auftrag im Wert von einigen hundert Millionen Euro wird der Werft in Turku zusätzliche Arbeit bringen. Zwei weitere Schiffe werden in Deutschland gebaut.

Alle Schiffe sollen in den Jahren 2019 - 2022 gebaut werden.

Dieser Auftrag ist nicht nur ein Indiz für die hohe Wettbewerbsfähigkeit der Werft in Turku, sondern auch dafür, wie erfolgreich sich der Eigentumsübergang von der südkoreanischen STX-Werft zur Meyer-Werft darstellt. Die Meyer-Werft erwarb die Turku-Werft zusammen mit dem Finnischen Staat im August 2014.

Carnival vergab Aufträge für insgesamt neun Kreuzfahrtschiffe. Fünf von ihnen werden in Italien von Fincantier hergestellt. Fincantier ist der weltweit größte Kreuzfahrtschiff-Produzent.

Die neuen Kreuzfahrtschiffe sind für Nordamerika und Europa und auch für neue Märkte wie China vorgesehen.

Meyer hat jetzt die Absicht angekündigt, den 30-prozentigen Aktienanteil der Werft von dem finnischen Staat zu kaufen

Die Turku-Werft lieferte jahrelang nur schlechte Nachrichten. Sie suchte einen Retter und hat schließlich das Familienunternehmen Meyer gefunden. Jetzt hat sich die Lage deutlich verbessert. Der Auftragseingang ist so gut, dass das deutsche Unternehmen die restlichen Aktien von dem finnischen Staat kaufen will.

Darum geht es hier

• Der finnische Staat und das deutsche Familienunternehmen Meyer-Werft kaufen die Turku-Werft von der koreanischen STX 2014.
• Meyer-Werft erwirbt einen Anteil von 70 Prozent, der finnische Staat von 30 Prozent.
• Meyer-Werft erhält das Recht, die restlichen Anteile zu erwerben.
• Der jetzige Auftragsbestand des Konzerns beträgt über 5 Milliarden Euro.

Vor dem Kreuzfahrtschiffauftrag erhielt die Meyer-Werft bereits einen Auftrag für eine Fähre für die Reederei Tallink, die im der Ostsee-Region wirkt. Die Reederei TUI Cruises hat ebenfalls einen Auftrag für drei Schiffe mit einer Option für zwei weitere Schiffe erteilt. Mit diesen Aufträgen wird die Meyer-Werft zu einem der größten Hersteller von Kreuzfahrtschiffen in der Welt.

Der Zukauf der Turku-Werft erfolgte zu einem passenden Zeitpunkt. Ohne die Turku-Werft hätte die Meyer-Werft diese Aufträge kaum annehmen können.

Meyer sucht finnische Zulieferer für die deutschen Werften

Der Bedarf an materiellen Gütern ist enorm. Um die jetzigen Aufträge erfüllen zu können, benötigt die Meyer-Werft 790.000 Quadratmeter Fußboden-Material wie Teppiche und Parkett, 53.000 Quadratmeter Fenster und 33.000 Toiletten. Das Unternehmen braucht außerdem Schiffsbaustahl, Kabinenmöbel, Elektrogeräte, Soundsysteme und sogar Bartender-Roboter und Vieles mehr.

Der Wert der jährlichen Unteraufträge beläuft sich auf zwei Milliarden Euro. Der Anteil davon für die finnischen Zulieferer beträgt rund 35 Prozent oder 650 Millionen Euro.

Der Auftragsbestand der Meyer-Werft in Turku:

• 2015 Mein Schiff 4 TUI Kreuzfahrtschiff für Royal Caribbean Cruises, Länge: 294 Meter, Zahl der Passagiere: 2500.
• 2016 Mein Schiff 5.
• 2017 eine schnelle Fähre für Tallink, Länge : 212 Meter, Zahl der Passagiere: 2800.
• 2017 Mein Schiff 6.
• 2018 Mein Schiff 7 (Option).
• 2019 Mein Schiff 8 (Option).
• 2020-2022 Carnival Kreuzfahrtschiffe, Vorvertrag für zwei weitere Schiffe.

Der CEO Jan Meyer der Turku-Werft sagt, dass die Meyer-Werft auch Zulieferer für die Werften in Deutschland sucht.

"Ein Teil der finnischen Zulieferer arbeitet schon jetzt für unsere Werften in Deutschland", sagt Jan Meyer.

Meyer hat zwei Werften in Deutschland. Die Werft in Papenburg baut große Kreuzfahrtschiffe. Die Werft in Rostock baut kleinere Fluss-Kreuzfahrtschiffe.

Die zwei deutschen Werften bestellen ein Fünftel der Zulieferprodukte außerhalb Deutschlands. Das bedeutet einen Finanzumfang von bis zu 140 Millionen Euro jedes Jahr.

Jan Mayer sieht großes Marktpotenzial, vor allem in China

Bis 2017 wird China der zweitgrößte Kreuzfahrt-Passagier-Markt nach den USA sein. Große amerikanische Kreuzfahrtreedereien versuchen, aggressiv auf die chinesischen Märkte zu dringen.

Wenn der Passagiermarkt in Asien weiter wächst, können die Chinesen versuchen, eine eigene Kreuzfahrtschiffproduktion zu generieren.

"Wir können mit China nicht über den Preis konkurrieren, sondern wir müssen mit Energieeffizienz, Umweltschutz und Sicherheit konkurrieren", sagt Meyer.

Das Unternehmen Antti-teollisuus (www.antti-teollisuus.fi) in Salo liefert seit 1992 Schiffausrüstungen für Werften. Die Produktfamilie umfasst Türen für z.B. Kabinen und Baderäume. Das Unternehmen erhielt gerade einen Vertrag über 3500 Türen für das neue Schiff Ovation of the Seas, das die Meyer-Werft 2016 liefert.

Ovation of the Seas, Schwesterschiff der Quantum of the Seas

                                                                 Zeitung Helsingin Sanomat / www.antti-teollisuus