Leonie Herold
3. Preis - Kategorie: Jugendliche
Gummistiefelweg
Es ist noch früh am Morgen und Lisa, ein kleines, rothaariges und mit Sommersprossen übersätes Mädchen, schleicht sich leise in ihren alten Gummistiefeln aus dem Haus. Sie marschiert durch die nasse Wiese ihres großen Gartens, macht die kleine Tür eines Stalles auf und lässt Wuschel, ihren Hasen, heraus. Hastig schmeißt sie eine Karotte in seinen Futtertrog, streichelt ihn kurz und verabschiedet sich schweren Herzens von ihm. Sie will von zu Hause abhauen. ihre Eltern streiten sich, die Noten in der Schule waren auch schon mal besser und Lisa möchte, dass etwas Spannendes in ihrem Leben passiert.
Mutig stapft die kleine Abenteurerin über das Feld hinter dem alten Schuppen im Garten. Auf dem Acker wuchern überall Pflanzen mit spitzen Dornen und Lisa holt sich einen leichten Schnitt im linken Oberschenkel. Vor Schmerz zieht sie kurz eine Grimasse und schaut auf die blutende Wunde über dem Rand ihres Gummistiefels. „Nur ein Kratzer', denkt sie sich und läuft weiter. Die Sonne Ist noch nicht aufgegangen, wodurch es noch relativ duster draußen ist. Sie hat Angst und das auch berechtigt, denn vor ihr erkennt sie zwei, ihr fremde, Männer, doch Lisa nimmt sie gar nicht wahr. Ein bisschen traurig, über die Tatsache, dass niemand bei ihr ist, läuft sie tapfer in den schlabbrigen Stiefeln weiter, obwohl sie schon ziemlich lange unterwegs ist. Bei dem Gefühl, dass sie jemand beobachtet, wird ihr ganz mulmig im Bauch und muss wieder an die zwei Männer denken. Sie überlegt sich, was man so früh am Morgen nur hier draußen in der Kälte zu suchen hat, doch ihr fällt kein wirklich guter Grund ein. Immer mehr Zeit vergeht und es fängt an in Strömen zu regnen. Völlig überrascht sucht sie vergeblich in dem bunten Rucksack, den sie für Notfälle mitgenommen hat, nach einer Regenjacke. Schon bald ist ihre ganze Kleidung triefend nass. Der Boden unter ihren Füßen verwandelt sich schlagartig In eine Schlammwüste und sie versinkt tief darin. In den schäbigen Gummistiefeln haben sich schon Seen gebildet, als sie kurz stehen bleibt, um sie zu leeren. Schnell stellt Lisa fest, dass dies nicht eine ihrer besten Ideen ist. Das Gleichgewicht verlierend fällt sie auf den butterweichen Boden und verursacht eine kleine Matschwelle neben sich. „So ein Mist!", flucht sie verärgert und versucht sich wieder aufzurappeln, um Ihre Schuhe anzuziehen. Es klappt nicht. Immer wieder versinkt sie im Schlamm, wenn sie aufstehen will, doch dann kamen die zwei seltsamen Männer und befreien sie. Lisa wird von ihnen mitgenommen, allerdings nur mit Socken an den Füßen. Kraftlos will sie sich wehren, aber merkt schnell, dass es keinen Zweck hat. Weinend schaut sie auf die dunkelgrünen Stiefel und wünscht sich, sie könnte sie holen und mitnehmen. Es sind Ihre Lieblingsschuhe, da sie sie zu ihrem Geburtstag bekommen hatte, von ihrer inzwischen leider verstorbenen Oma. Eine Schande und Verschwendung, wie sie dort jetzt so alleine liegen.
Die Sonne bekommt wieder die Übermacht am Himmel und trocknet das Feld langsam. Auch die schmutzigen Schuhe trocknen, doch die noch leicht feuchte Erde klebt wie angewachsen daran. Im Laufe der Zeit wagen sich verschiedene Tiere vorsichtig, aber trotzdem neugierig an die unbekannten Objekte heran und knabbern unter anderem die Sohle an und schlecken sie ab. Es scheint, als hätte wirklich kein Lebewesen auf dieser Welt mitbekommen was hier passiert war.
Verwirrt wacht Lisa in ihrem Bett auf und ihr erster Blick fällt auf ihre Füße. Keine Gummistiefel weit und breit. Sie sucht an dem Platz, wo ihre Schuhe normalerweise stehen, doch auch dort sind sie nicht. Noch immer durcheinander von ihrem Traum, läuft sie auf das Feld, wo sie dachte, sich vor kurzem noch zu befinden. Niemand außer ihr ist dort, doch auf einmal erhascht sie einen Blick auf ihre inzwischen etwas vermoderten Gummistiefel, die aussehen als lägen sie dort schon seit ein paar Wochen. Freudig holt sie sie aus dem hohen Gras. Zwar fröhlich, dass ihre leider nicht mehr so schönen Stiefel zurück sind, irrt Lisa schockiert nach Hause und fragt sich, wie das alles passieren konnte und was es mit den Männern aus dem Traum auf sich hatte. Sie kommt zu dem Entschluss, dass es vielleicht doch nicht geträumt war und sie nur eine Gedächtnislücke hat, weil einfach ein Teil von dem Gesamtbild fehlt, aber das niemand jemals erfahren wird, wie dieses Abenteuer geschehen konnte. Aber es steht fest, dass ihre Gummistiefel keine normalen Gummistiefel sein können.
Alicia Dern
1. Preis - Kategorie: Kinder
Gummistiefelweg
Seit Wochen liegen auf einer Wiese, ein Stück weit weg von dem Weg, der in den Wald führt, ein Paar große, dreckige Gummistiefel. Normalerweise kommt hier kaum jemand vorbei. Warum die Stiefel wohl hier liegen? Wie sind sie her gekommen?
Keiner der wenigen Spaziergänger, die dort manchmal vorbei gingen, interessierte, woher diese Stiefel kamen. Nur der zwölfjährige Mike, der mit seiner Mutter in einem Haus, nahe der Wiese wohnte, wollte herausfinden, was dahinter steckt.
Traurig sitzt er in seinem Zimmer. Eigentlich sollte er Hausaufgaben machen, doch seine Gedanken schweifen immer wieder ab. Er musste an seinen Vater denken. Seit zwei Wochen war dieser ohne jede Spur verschwunden. Die Polizei hatte bereits die Hoffnung aufgegeben und ihn für tot erklärt. Aber Mike wusste, dass mehr dahinter stecken musste, denn sein Vater war selbst ein Polizist und würde niemals ohne Weiteres abhauen. Vielleicht hatten ja die Stiefel auf der Wiese etwas damit zu tun? Da der Junge mit den Hausaufgaben bereits fertig war und nichts zu tun hatte, beschloss er, dem Geheimnis der Gummistiefel auf den Grund zu gehen.
Als es zu dämmern begann zog der Junge seine roten Turnschuhe an und schlich sich heimlich nach draußen auf die Wiese zu den Gummistiefeln. Was das bringen sollte, wusste er auch noch nicht, aber es konnte ja nie schaden, das nächtliche Geschehen auf der Wiese zu beobachten.
Zwei Stunden später, als es schon so dunkel war, dass er nicht einmal mehr sein Haus sehen konnte, beschloss Mike, wieder zurück in sein Bett zu gehen. Doch als er sich aus seiner Beobachtungsposition aufrappelte, nahm er einen Schatten, nicht weit weg von ihm, wahr. Es war schon zu dunkel, um genaueres sehen zu können, aber Mike wusste nicht, ob er unbedingt sehen wollte, wer da vorne war und was die Gestalt hier zu suchen hatte. Innerlich überlegte er, was er jetzt tun sollte. Doch diese Entscheidung wurde ihm sofort abgenommen, als der Schatten sich dem Kind langsam näherte. Mikes Instinkte sagten ihm, er solle auf der Stelle weglaufen, aber seine Beine fühlten sich an wie Blei. Die Gestalt kam immer näher und näher, bis sie vor ihm stand. Er konnte den Atem der Person spüren, leise und regelmäßig. Jetzt war es zu spät, abzuhauen, denn der Schatten hob seine Hand, und etwas Spitzes schoss auf den Junge zu.
Als die Mutter am nächsten Tag aufwachte, konnte sie ihren Sohn nirgendwo finden. Seine Schuhe standen nicht im Regal. Schuhe, Regal - bei diesen Worten musste sie sofort an ihren verschwunden, vielleicht verstorbenen Mann denken, dessen schmutzige Gummistiefel hier auch immer standen. Doch als er verschwand, trug er seine Schuhe bei sich, sodass in dem Schuhregal nur noch ein Paar stand, die Schuhe von ihr. Dann musste sie wieder an Mike denken. Hastig eilte sie nach draußen, um auf der Wiese nach ihm zu suchen. Doch ihr Sohn war unauffindbar, so wie ihr Mann. Das einzige, was sie auf der Wiese fand, waren zwei Paar Schuhe — große, dreckige Gummistiefel und rote Sneakers — und ein paar eingetrocknete Tropfen Blut.
Lina Bayerke
2. Platz - Kategorie: Kinder
Das Geheimnis um die Gummistiefel
Die Wiese war mit Nebel überzogen, der Wind blies uns ins Gesicht und eine Eule schrie in die dunkle Morgendämmerung. Der Matsch schmatzte unter unseren Füßen, als mein Hund plötzlich anfing wie ein Verrückter an der Leine zu zerren. Er zerrte so stark, dass ich sie loslassen musste. Er flitzte mitten in die mit Nebel bedeckte Wiese. Meine Freundin und ich rannten ihm hinterher und riefen nach ihm, doch er antwortete uns nicht und durch den Nebel hatten wir ihn schnell verloren. Auf einmal stolperte ich über etwas. Da saß mein Hund ganz unschuldig, als ob er nichts getan hätte.
„Aber halt, was ist das da neben ihm?", überlegte ich laut. Darauf antwortete meine Freundin mir:
„Das sieht aus wie ein Paar Gummistiefel." „ Was machen sie hier wohl?", dachte ich laut weiter. Sie nahm die Stiefel in die Hand, befühlte sie und gab mir zur Antwort: „ Ich meine, dass sie schon länger hier liegen. Schau doch wie verschmutzt sie sind. Man sieht und spürt auch eine richtige Dreckkruste." Ich nahm die Gummistiefel einmal genauer unter die Lupe und entdeckte ein Schild mit Namen und Telefonnummer drauf. Leider konnte man den Namen nicht mehr entziffern, aber die Telefonnummer war noch lesbar. Wir nahmen die Fundstiefel mit und gingen schnurstracks zu mir nach Hause. Angekommen schnappten wir uns das Telefon und rasten in mein Zimmer. Dort klingelten wir sofort bei der Nummer aus dem Fundschuh durch. „Tuut, tuut. Ja, hallo hier Meindl", klang es durch die Leitung. „ Äh, hallo wir haben zwei Schuhe gefunden und drinnen steht diese Nummer, vermissen Sie zufällig ein Paar Gummistiefel?", begann ich unsicher. „Nein meine liegen bei mir in der Garderobe", antwortete sie mir. „Wissen Sie, wem diese Telefonnummer früher gehört hat?", hakte ich nach. „Ja, zufällig weiß ich das, sie gehörte mehreren Leuten wie zum Beispiel Thomas Addison." Neben mir wurde meine Freundin weiß wie eine Wand. „ Danke, und auf Wiederhören", sagte ich und legte schnell auf. Besorgt fragte ich meine Freundin: „Was ist mit dir los Du bist ja kreidebleich." „ Thomas Addison war mein Urgroßvater, er lebte vor etwa 100 Jahren und war der Opa meiner Mutter", gab sie mir tonlos zurück. Wir fuhren mit den Fahrrädern wie der Blitz zu ihr nach Hause und quetschten ihre Mutter dort erst mal kräftig aus. Sie bestätigte unsere Vermutung und erzählte uns, dass ihr Großvater früher auf dem Feld als Feldarbeiter geschuftet hatte und eines Tages ein Nickerchen gemacht hatte und dabei seine Gummistiefel ausgezogen hat, doch dann kam sein Chef und er musste sofort wieder an die Arbeit und hatte keine Zeit mehr sie wieder anzuziehen und kam ohne seine Stiefel nach Hause. Sie suchten das ganze Feld ab, doch fanden die Stiefel nicht mehr. Sie war sehr erstaunt, dass wir die Gummistiefel nach 100 Jahren gefunden hatten. Wir wurden zu den Helden des Tages, nicht zu vergessen, mein Hund der sie eigentlich entdeckt hatte.
The End
Marietta Maier
3. Preis - Kategorie: Kinder
Der Gummistiefelweg
Seit Wochen liegen auf einer Wiese, ein Stück weit weg von dem Weg, der in den Wald führt, ein paar große, dreckige Gummistiefel. Normalerweise kommt hier kaum jemand vorbei. Die Stiefel lagen entlang eines Weges, der zu einer Blumenwiese führt.
Ich wollte dort für meine Tante einen Blumenstrauß pflücken. Gerade als ich den ganzen Strauß zusammen hatte, sah ich plötzlich Fußstapfen. Ich folgte ihnen und entdeckte plötzlich zwei ganz unterschiedliche Gummistiefel am Waldrand liegen. Ich hatte ein komisches Gefühl und fragte mich, wie diese Stiefel hierher kamen, ohne seinen Besitzer. Der Eine war grün mit weißen Sternen und der Andere komplett braun. Doch plötzlich fing es dann auch noch zu Donnern und Regnen an, ich bekam furchtbare Angst. Vor Schreck ließ ich den Strauß fallen und rannte einfach los. Während ich rannte kamen mir gruselige Gedanken: „ Woher kamen die Gummistiefel und warum sind nach den Gummistiefel keine Fußabdrücke mehr zu sehen?" Es regnete nun noch stärker. Gott sei Dank sah ich weit entfernt einen Bauernhof. Als ich dort erschöpft und erleichtert ankam, klopfte ich dort an der Haustüre und fragte nach Wasser zum trinken, da ich einen fürchterlichen Durst hatte. Ein Bauer öffnete erstaunt die Türe und gab mir freundlicherweise ein Glas mit Wasser. Beim Trinken fiel mir sofort auf, dass er zwei unterschiedliche Gummistiefel trug. Ich fragte ihn warum? Der Bauer erzählte mir lachend, dass sein Hund Coocky sehr verspielt sei und er gerne Sachen versteckte, wie z.B. auch zur Zeit Gummistiefel. Da kam mir die erlösende Idee. Ich war erleichtert und lachte laut los. Der Bauer war erstaunt und wollte wissen, warum ich so lachte. Ich erzählte ihm die ganze unheimliche Geschichte mit den zwei verschiedenen Gummistiefel am Waldrand. Da fing auch der Bauer an zu lachen.
Schließlich sauste Coocky mit dem braunen Stiefel im Maul ins Haus und bellte aufgeregt uns an. Ich ging in die Hocke und sagte: "Ach Coocky. du hast mir aber einen Schrecken eingejagt!"
Asenat, Anastasija, Salome, Ronja, Ciara (6 und 7 Jahre)
Sonderpreis - Kategorie: Kinder
Da ist eine Hexe aus dem Wald
gekommen. Sie wohnt dort in einer Hütte aus
Holz und Moos mit ihrem Hund. Es ist eine liebe Hexe.
Sie meint, dass sie die Gummistiefel nicht
mehr braucht. Sie hat nämlich Wechselschuhe.
Außerdem regnet es nicht mehr.
Und da hat sie die Gummistiefel ganz weit weggeworfen.
Und jetzt liegen sie halt da.
Aber der Hund hat sie wieder gefunden.
Geschichten aus Salo
Wettbewerbsbeiträge aus der Partnerstadt Salo
Übersetzung: Dr. Ulla Williams
Jukka Hakola
Kategorie: Erwachsene
Geheimnisvolle Gummistiefel
Auf der Wiese, etwas abseits von der Straße, die in den Wald führt, liegen schon seit Wochen große, schmutzige Gummistiefel. Normalerweise ist niemand in dieser Gegend unterwegs. Warum liegen die Stiefel hier? Wie sind sie auf diese verlassene Wiese geraten?
Auf die Wiese, die im Jahre 2017 der Treffpunkt von zwei Verliebten, Sauli und Angela, war. Sauli studierte, um Automechaniker zu werden, an der Mercedes Benz-Autofabrik in Uusikaupunki, nachdem er von seinem Ausbilder ausgezeichnete Empfehlungen bekommen hatte. Das Ingenieurstudium bestand Sauli mit glänzenden Zensuren und war voller Enthusiasmus. Da er auch die deutsche Sprache ziemlich gut beherrschte, hatte Sauli Interesse an einer Reise nach Deutschland.
Gleichzeitig studierte Angela Archäologie an einer deutschen Universität; ihr Thema war die finnische Natur. Der betörende Duft, der über die Ostsee zu ihr schwebte, gab ihr Anlass, die finnische Kultur bis in die Menschenseelen hinein kennenzulernen. Sauli plante, auch sein Fischfanggerät auf die Reise mitzunehmen sowie nagelneue Stiefel, die für ihre neue Technologie bekannt waren. Sie enthielten nämlich eine neue Gummimischung, die mit einem GPS-Chip versehen war: Stiefel, die man finden könnte, wenn etwa Verliebte in eine Notsituation gerieten, zum Beispiel auf einem Floß mitten in der Ostsee.
Es war Freitag, der 24.3.2017. Sauli schaute auf die Kontaktanzeigen der Zeitung und sah Angelas schönes Gesicht oben in der Zeitung abgebildet. Ihr Gesicht war wie ein vom Sonnenschein beleuchtetes Meritenverzeichnis und verursachte einen bogenförmigen Ausdruck auf Saulis Gesicht, wie die (sprichwörtliche) Sonne von Naantali an einem solchen Tag, als wäre die Wiese gerade in voller Blüte aufgeblüht. Nach einer Kontaktaufnahme zu Angela machte Sauli noch letzte Vorbereitungen für die Deutschlandreise. Nach Angelas Wunsch sollte er einen Anzug und eine Krawatte mit den Farben der finnischen Fahne mitnehmen, er vergaß auch nicht die in Finnland im Stil der neuen Zeit entwickelten Stiefel und seine Hobbygerätschaft. Die Kleidung des Automechanikers dürfte diesmal im Ankleideraum der MB-Fabrik bleiben.
Sauli buchte einen Flug nach München, wo klares, helles Juniwetter herrschte. Angela wartete etwas gespannt auf den Automechaniker und dachte zugleich an Saulis gutes Aussehen. Der Mann würde in seinem flotten Anzug sicher anders aussehen. Vom Münchener Flughafen sollte die Weiterreise in den naturschönen Schwarzwald führen, den Angela gepriesen hatte. Sauli kam gutgelaunt am Flughafen an, und Angela empfing ihn mit dem Eifer der Jugend. Im Gespräch erzählte Angela, dass sie vor einigen Jahren eine finnische Sauna besucht hatte. Als sie aus dem Saunafenster schaute, sah sie mehrere Nistkästen, und als sie eine Vogelstimme hörte, platzte sie mit dem Satz heraus: „Die Vögel singen ja hier wie der deutsche Kuckuck, und ihre Stimme ist so laut, als würde ein Mercedes auf der Hamburger Autobahn fahren. Wie um Himmels willen sind die Kuckucke hierher geflogen?“ – Vielleicht wussten sie, dass man hier Nistkästen baut, und zwar richtig im Akkord! – Es war Zeit, durch die Zollkontrolle zu gehen. Der GPS-Chip machte sich zwar irgendwie bemerkbar, aber zum Erstaunen von Sauli und Angela winkte der Zollbeamte sie durch, die Blaskapelle spielte gerade das neue Eurovisionslied, das die Zollbeamten fast in Panik versetzte.
Auf dem Münchener Flughafen merkten Sauli und Angela, dass die Stiefel, die Sauli in eine große Tasche eingepackt hatte, im Durcheinander der Kontrolle in ein anderes Taxi geraten waren. Zum Glück für beide hatte sich die optimale Struktur des Chips etwas gelöst, um ein Signal zu geben, das jedoch zu steuern war. Sauli hatte zu Hause in Helsinki daran gedacht, auch ein Handy mitzunehmen, mit dem man Kontakt zu den Stiefeln aufnehmen könnte. Die Stiefel hatten auf dem Rücksitz des Taxis einige Schrammen bekommen und waren vor allem verdreckt. Man hatte in dem Taxi die Schuhe der Fußballer von Bayern München aufbewahrt. Deshalb konnte man annehmen, dass das Taxi Saulis Stiefeltasche in die Allianz Arena gebracht hatte.
Angelas Eltern wohnten in der Münchener Innenstadt, und als Angela 25 wurde, hatten ihr die Eltern einen MB-Geländewagen geschenkt. Als sie im Schwarzwald ankamen, gab Angela Sauli die Blumen aus der Zeit ihres Archäologiestudiums, die noch immer den betörenden Duft der Ostsee ausströmten. Sauli zog die Fischfangstiefel an und ging auf die Jagd nach etwas Essbarem. Nachdem sie am Tisch am Wiesenrand zu Mittag gegessen hatten, fielen beide in einen traumähnlichen Zustand, blieben aber doch so weit wach, dass sie das Auto wieder starten konnten. Ins Auto packten sie mit ihren Sachen viele neue Erfahrungen, über die sie dann in der Zukunft Meinungen austauschen könnten. Sauli hatte die Stiefel auf der Wiese vergessen, hatte aber, vom schönen Wetter begleitet - ohne Blaskapelle -, seinen Anzug mitsamt Krawatte wieder angezogen.
Angela und Sauli fuhren Richtung München, und Sauli trat die Rückreise ins Heimatland an. In den Stiefeln, die auf der Schwarzwaldwiese liegen blieben, begann das Signal des GPS-Chips wieder aufzuwachen und den Ton der Blaskapelle am 6.12.2017 zu erkennen. Die Blaskapelle spielte ein Lied an, dessen Text lautete:
Die Blumen blüh’n und die Kuckucke rufen wie Suomi.
Du siehst eine Wiese wie eine sanfte Brise.
Daraus bekommt Kraft das 100-jährige Suomi.
Juulia Saari
Kategorie: Jugendliche
Geheimnisvolle Gummistiefel
Teil 1
Die Familie Niittynen war vor einem Jahr in diese Gegend umgezogen. Zur Familie gehörten die Kleinste, 3-jährige Laila, ihr großer Bruder, der 7-jährige Mikael sowie Mutter und Vater. Mikael war in der Schule gewesen wie immer. Er kam wie gewöhnlich an der Wiese vorbei nach Hause. Am Wiesenrand stand auch ein Haus, aber dort wohnte niemand.
Am nächsten Tag kam Mikael wieder von der Schule nach Hause. Auf dem Weg merkte er, dass auf der Wiese jemandes Gummistiefel lagen. Aber Mikael stellte nur fest, dass sie nicht ihm gehörten. Und jetzt dachte er, es würde dort spuken. Er rannte nach Hause so schnell ihn die Beine trugen. Zu Hause erzählte er der Mutter alles. Die Mama meinte, dort gäbe es gar nichts. Mikael gab nicht nach. Er fragte: „Wem gehören denn die Gummistiefel?“ Die Mutter antwortete: „Ich weiß es nicht, aber Gespenster gibt es gar nicht.“ Was war dann der Zweck der Gummistiefel? Laila fragte: „Was flüstert ihr da?“ Mikael antwortete, dass sie über gar nichts sprachen. Die Mutter erzählte, dass Mikael sich einbildete, dass es Gespenster gäbe. Laila fragte, ob es sie wirklich gäbe. Die Mutter antwortete, dass es sie natürlich nicht gibt. Mikael fragte, ob er dieses Mysterium anschauen gehen dürfte. Die Mutter erlaubte es. Aber Mikael sollte vor neun Uhr nach Hause kommen.
Teil 2
Mikael und sein Freund Veeti gingen zusammen mit Veetis Hund mitten auf die Wiese, um die Gummistiefel zu betrachten Mikael und Veeti wussten noch nicht, dass die Stiefel von der Wiese verschwunden waren. Beide waren mutig, oder dachten wenigstens so. Sie kamen auf der Wiese an. Ein Knarren war zu hören. Mikael hatte Angst, Veeti fürchtete sich aber auch. Er zeigte es nur nicht wie Mikael. Wolken bedeckten die Sonne. Jetzt konnte man an Veetis Gesichtsausdruck ablesen, dass auch er etwas Angst hatte. Mikael fragte: „Ha-ha-hast du A-A-Angst, V-V-Veeti?“ Veeti antwortete, dass er ein wenig Angst habe. Mikael fragte erschrocken: „Was hat geknarrt?“ Veeti antwortete misstrauisch: „I-i-ich weiß nicht.“ Veetis Hund bellte richtig laut. Veeti versuchte Vili (den Hund) zu beruhigen, er aber bellte nur weiter. Veeti sagte: „Sei schon still!“ Vili hörte auf zu bellen und rannte in Richtung des unbewohnten Hauses. Die Jungen schluckten. Veeti sagte: „Wir müssen nun wohl auch in Richtung verlassenes Haus gehen, um meinen Hund zu holen, denn meine Mutter wird wütend, wenn Vili irgendwo zurückgeblieben ist.“ Mikael antwortete: „Na, dann hilft wohl nichts, wir müssen in das unbewohnte Haus gehen.“ Vilis Bellen war weiterhin zu hören. Die Jungen waren drinnen im Haus. Ihr könnt euch denken, wie sehr sie Angst hatten! Die Vorhänge flatterten, alles knarrte, und in der Küche waren die Gummistiefel, die vorher auf der Wiese gelegen hatten. In der Küche saß ein alter Mann und streichelte Vili. Vili mochte es gern, wenn man ihn kraulte. Veeti fragte: „Sind das deine Gummistiefel?“ Der Alte antwortete: „Ja, das sind meine, wieso?“ Mikael sagte: „Als ich heute aus der Schule an der Wiese vorbeikam, lagen da deine Gummistiefel und ich dachte, du seist ein Gespenst.“ Der Alte lächelte: „So so.“ Mikael fragte: „Darf ich an der Wiese vorbeilaufen, wenn ich aus der Schule komme?“ Der Alte antwortete: „Selbstverständlich darfst du hier vorbeilaufen, wenn du möchtest. Ich heiße übrigens Mikko.“ Veeti fragte: „Aber woher bist du hierhergekommen und warum?“ Der Alte antwortete: „Ich wohne schon seit 30 Jahren in diesem Häuschen.“ Mikael fragte verwundert: „Warum sind wir uns dann nicht früher begegnet, obwohl du schon hier gewohnt hast, als wir hierherkamen?“ Der Alte fragte: „Wie alt seid ihr?“ Die Jungen antworteten, sie seien sieben Jahre alt und gingen in die erste Klasse. Der Alte meinte: „So habt ihr sicher gerade erst in der Schule angefangen und seid nicht früher hier vorbeigelaufen.“ Zuerst fingen die Jungen zu lachen an, und nach einer Weile lachte auch der Alte. „Das stimmt“, sagten alle wie aus einem Munde. Von da an haben die Jungen den alten Mann regelmäßig besucht.